Eine bevölkerungsrepräsentative Untersuchung im Rahmen der NAKO Gesundheitsstudie (Level 3) zur Assoziation zwischen oraler Gesundheit und einem Surrogatmarker für kardiovaskuläre Erkrankungen

Viele Menschen in Deutschland erkranken in ihrem Leben an Herz-, Kreislauf- und Gefäßerkrankungen. Hauptursache für diese Erkrankungen ist die Atherosklerose. So bezeichnet man Ablagerungen von Blutfetten, Thromben und Bindegewebe in den Gefäßwänden. Derartige Ablagerungen können zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall – die häufigsten Ursachen für Mortalität und Invalidität in Deutschland führen.
Durch intensive epidemiologische Forschung konnten in den vergangenen Jahren wichtige Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall identifiziert werden. Hierzu gehören beispielsweise Rauchen, Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen (erhöhtes LDL, niedriges HDL und erhöhte Triglyceride) und Vererbung. Außerdem geht man davon aus, dass neben psychosozialen Faktoren auch chronische Entzündungen eine Rolle spielen. Es konnte gezeigt werden, dass erhöhte Werte des Entzündungsmarkers C-reaktives Protein (CRP) mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall verknüpft sind. Sehr hohe CRP-Werte treten oft bei Patienten mit Parodontitis auf – eine der häufigsten chronischen Entzündungen des Menschen.
Deshalb haben wir uns die Frage gestellt, ob die Parodontitis die Gesundheit der Blutgefäße beeinflusst. Diese Frage wollen wir mit der bislang größten bundesweiten Studie zum Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und kardiovaskulären Erkrankungen beantworten.
Parodontitis – eine chronische Entzündung des Zahnhalteapparats – wird durch Bakterien verursacht, die sich zwischen Zahnfleisch und Zahnoberfläche vermehren. Die pathogenen Bakterien können einerseits eine systemische Entzündungsreaktion auslösen und den Zahnhalteapparat schwächen, wodurch es zu Zahnverlust kommen kann, andererseits können sie auch über das Zahnfleisch in den Körper eindringen und die Blutgefäße schädigen, indem sie in die Gefäßwände eindringen und dort eine Entzündungsreaktion hervorrufen. Hierdurch kann der Verlauf der Atherosklerose verschlimmert werden, wodurch das Risiko für Herz-, Kreislauf- und Gefäßerkrankungen – einschließlich Herzinfarkten und Schlaganfällen – ansteigen kann.
Im Rahmen der NAKO Level 3: PAROCARD-Studie werden insgesamt 1.145 Frauen und Männer im Alter von 20 bis 69 Jahren in den Studienzentren Hamburg und Hannover zahnmedizinisch untersucht und ihre Gefäßgesundheit über einen Zeitraum von mehreren Jahren weiter beobachtet. Hierzu wird beidseitig die Intima-Media-Dicke der Arteria carotis und atherosklerotische Plaques in dem Gefäß erfasst. Die Studienergebnisse sollen helfen, die Prävention, Früherkennung und Ursachenbekämpfung von Parodontitis und Herz-, Kreislauf- und Gefäßerkrankungen in unserem Land zu verbessern. Um aussagekräftige medizinische Daten im Rahmen einer großen longitudinalen Untersuchung zu erhalten, geschieht die Auswahl der Studienteilnehmer nach dem Zufallsprinzip und die ausgewählten Menschen werden exakt nach denselben Methoden untersucht. Dadurch wird sichergestellt, dass die Daten der Studie repräsentativ sind für die Gesamtbevölkerung. Durch den Vergleich der Daten möchten wir herausfinden, ob Menschen mit Parodontitis ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen besitzen, d.h. ob sie früher oder häufiger Herzinfarkte oder Schlaganfälle erleiden als zahngesunde Menschen.